Energie
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Karl-Theodor zu Guttenberg. Quelle: netforum

18.11.2025
Marco Plüss

Die digitale Transformation

Am 13. Strategiekongress im Festspielhaus Bregenz wurde Mitte September über die digitale Transformation diskutiert. Höhepunkt der Veranstaltung war u. a. die Keynote von Karl-Theodor zu Guttenberg. Aber nicht nur.

Rund 400 Führungskräfte, Fachleute und Experten aus Wirtschaft, Forschung und IT kamen Mitte September beim netforum 25 im Festspielhaus Bregenz zusammen. Als Erstes ging Prof. Dr.-Ing. Christof Wittwer vom Fraunhofer-Institut auf die Digitalisierung des Energiesystems ein und erklärte, dass eine integrale Systembewirtschaftung erforderlich sei. Mit einer starken Elektrifizierung und Digitalisierung aller Sektoren könnten die Klimaziele erreicht werden, führte er aus und erklärte weiter, dass die intelligente Betriebsführung die Nutzung von Speichern ermögliche und die optimale Bewirtschaftung ausgebaute Netze reduziere. Zudem ermögliche Smart Metering die Aktivierung von Flexibilitätspotential und die Wärmepumpe sowie Energiekonzepte würden auch enormes Flexibilitätspotential bieten, das durch die Digitalisierung genutzt werden könnte.

Dann verglich der Berater für Energiefragen St affan Reveman von Reveman Energy Consulting die Strommixe verschiedener Länder, ging auf den grenzüberschreitenden Stromhandel in Europa ein und hielt fest, dass eine der Voraussetzungen für die Wärmerückgewinnung ein gut ausgebautes Wärmenetz sei. Weiter hielt er fest: «Rechenzentren können nur dort optimal, klimafreundlich und wirtschaftlich betrieben werden, wo sich Leitungen und Rohre mit fossilfreiem Strom, Glasfasern und gut ausgebauter Fernwärme treffen.»

 

Treiber des Wachstums

Danach erklärte Jan Moll, Geschäftsführer der dtm group: «KI ist der Treiber des Wachstums. Sie treibt den Kapazitätsdruck, sie verändert Geschäftsmodelle und sie verschlingt Rechenleistung» und fügte an: «Digitale Resilienz braucht grüne Energie und grüne Energie braucht digitale Intelligenz. Resilienz entsteht nicht durch Abwarten, sondern durch die Gestalten – mit Intelligenz, Energie und Verantwortung.» Daraufhin ging Anna Kopp, CIO von Microsoft, auf das digitale Mindset ein und wie man diesen strategisch und taktisch entwickelt. Sie erläuterte die fünf Säulen der digitalen Transformationsstrategie und zeigte, wie Unternehmen KI sinnvoll einsetzen könnten. Mensch und Maschine im Einklang bedeute, sich aktiv mit KI auseinanderzusetzen, Mitarbeiter Raum und Zeit zum Lernen zu geben und ein digitales Mindset in der Organisation zu fördern. Transformation sei kein Hobby, sondern ein Investitionsfeld – und wer morgen wettbewerbsfähig sein wolle, sollte sich am besten schon gestern mit KI beschäftigt haben.

 

Investitionen in KI

Am zweiten Tag erklärte Alexander Rabe vom eco-Verband, dass Rechenzentren das Rückgrat für die technologische Zukunft der Wirtschaft und von KI seien, und ging dann anhand verschiedener Schlagzeilen auf die Bedeutung von KI ein. So kündige Frankreich KI-Investitionen in Höhe von 109 Milliarden Euro an, nachdem in Paris Wirtschaft und Politik über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz beraten und die französische Regierung private Geldgeber für KI-Projekte gewonnen habe. Derweil würden US-Konzerne massive KI-Investitionen ausweiten, obwohl zuletzt Zweifel aufgekommen seien, ob die Milliardeninvestitionen der grossen Tech-Unternehmen in KI sich noch auszahlen würden. Doch 2025 wollen sie ihre Investitionen noch steigern und auch Trump verkündete mit Stargate ein milliardenschweres KI-Projekt.

 

Cybersicherheit und Motorsport

Ein verschlüsseltes Netzwerk, ein Erpresserbrief auf dem Bildschirm – und die Frage: Zahlen oder verlieren? Ransomware ist längst das grösste Geschäftsrisiko unserer Zeit. Die Keynote von Philipp Kalweit nahm die Zuschauer mit in die Welt der Cyberkriminellen. Der Vortrag gab einen Einblick in einen realen Ransomware-Angriff mit Sodinokibi (REvil) und zeigte auf, wie professionell organisierte Erpressungsoperationen ablaufen und warum klassische Schutzmechanismen häufig scheitern. Philipp Kalweit demonstrierte live, wie mühelos Angreifer in Systeme eindringen – und unbemerkt Netzwerke infiltrieren und kontrollieren.

Im Weiteren sprach Tilo Steiger, der an der Universität Konstanz Physik zum Thema Cybersicherheit studierte. Nach seinem Doktorat in Werkstoffen an der ETH Zürich sowie der Christian-Albrechts-Universität Kiel unterstützt er Forschende der ETH bei der effektiven und effizienten Verwendung von zentralen IT-Infrastrukturen. Seine weiteren Studien in der Wirtschaft in St. Gallen und Cyber Security an ETH sind die Grundlage, «Erfolgsreserven» in IT-Geschäftsprozessen aufzuzeigen und die aktuellen Bedrohungsszenarien durch die Cyberkriminalität grundlegend zu bewerten. Zu diesem Thema hielt er fest, dass Cyberkriminelle immer raffinierter würden. Das war zu erwarten, denn mit Cybervorfällen liesse sich viel Geld verdienen. Für Organisationen würden plötzlich stillstehende oder manipulierte Geschäftsprozesse massive Schäden bedeuten und für die Gesellschaft ein Verlust an Datenintegrität. Die grosse Herausforderung bestehe nun darin, das Ungleichgewicht zwischen der zunehmenden digitalen Bedrohung und der Widerstandsfähigkeit IT-gestützter Geschäftsprozesse zu verringern – und gleichzeitig deren schnelles Wiederanlaufen im Ernstfall sicherzustellen.

Ausserdem sprach – online aus den USA zugeschaltet – der Sohn von James Cameron Glickenhaus, der als Regisseur (The Exterminator, Shakedown), Investment-Manager und Gründer der Scuderia Cameron Glickenhaus (SCG) sowie als kreativer Kopf hinter SCG Sport- und Rennwagen entwirft, die durch Performance, visionäres Design und zukunftsweisende Antriebstechnologien auffallen. Zu seinen jüngsten Projekten gehören wasserstoffbetriebene Pick-ups für die Baja 1000 – ein Härtetest für alternative, emissionsfreie Antriebe. Seit 2024 kooperiert die Scuderia Cameron Glickenhaus mit der dtm group. Im Fokus dieser Partnerschaft steht die Echtzeitanalyse der Telemetrie- und Aerodynamikdaten. Dazu setzt das Motorsportteam auf den Einsatz von Vaiking, einer KI-gestützten Softwarelösung von dtm. Ziel ist es dabei, die Gesamteffizienz der Rennwagen dauerhaft zu optimieren.

 

Geopolitisches Machtvakuum

An den zwei Tagen diskutierten so insgesamt über 35 renommierte Referentinnen und Referenten die zentralen Herausforderungen der digitalen Transformation. Auf der Agenda standen Themen wie Künstliche Intelligenz, Cybersecurity, digitale Souveränität, Smart Energy und die technologische Wettbewerbsfähigkeit der DACH-Region. Durch seinen klaren Fokus auf die strategische Einbindung von Top-Entscheidern hebt sich das netforum 25 von anderen Branchenevents ab und adressiert damit eine Zielgruppe, die zunehmend über den Erfolg technologischer Transformationsprozesse entscheidet.

Zu den Höhepunkten der Veranstaltung zählte die Keynote von Karl-Theodor zu Guttenberg. In seiner kritischen Bestandsaufnahme forderte der ehemalige Bundesminister ein Umdenken in der Energie- und Handelspolitik sowie eine Rückbesinnung auf die europäischen Stärken in Forschung und Wirtschaft. Zu Guttenberg warnte auch und erklärte: «Wir werden nicht nur die USA, sondern die gesamte Welt nach der Regierungszeit von Donald Trump nicht wiedererkennen.» Seine Botschaft war deutlich: Europa muss entschlossen handeln, um ein geopolitisches Machtvakuum zu verhindern – allen voran Deutschland, als wirtschaftliches Rückgrat des Kontinents. Seine Ausführungen stiessen beim Publikum auf grosses Interesse, sorgten vor Ort für lebhafte Diskussionen unter den Kongressteilnehmern und lieferten wichtige Denkanstösse für die künftige Ausrichtung von Firmen im deutschsprachigen Raum.

 

Fachausstellung und Networking

Parallel zum Veranstaltungsprogramm präsentierten 25 Aussteller ihre neuesten Lösungen und Services auf dem netforum. Die Fachausstellung bot den Besuchern die Gelegenheit, aktuelle Technologien vor Ort zu erleben und persönliche Kontakte mit Herstellern, Anbietern und Dienstleistern zu knüpfen. Vertreten waren unter anderem Firmen wie 42N-AG, Vertiv, Rittal, Metz Connect, Kerpen Datacom, Kentix, Green Cooling und Boston IT.

Testinhalt

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